Banner Mühlendamm und neue Werkstatt

Mitte der 60iger Jahre kam mein Vater Rolf Gericke als Regattasegler und leidenschaftlicher Autodidakt zum Segelmachen. Die älteren , übriggebliebenen Segelmacher zu DDR-Zeiten hatten Probleme in der Verarbeitung mit den damals neuen Polestertuchen. Moderne Regattasegel zu bekommen gestaltete sich immer schwieriger. 

Mein Vater, gelernter Tischler Jahrgang 1933, baute sich mit 17 Jahren selbst eine O-Jolle. Das erste Segel war eine eher ungewöhnliche Fock für diese O-Jolle, um im Urlaub schneller zu sein als die anderen. Das sagt schon alles über die Jahre, die da kommen....               

Unsere Familie ist dann 1969 aus gesicherten Verhältnissen und einer Neubauwohnung heraus ins Bootshaus Einheit am Grillendamm gezogen. Mein Vater übernahm die Stelle des Wirtes in der Schifferstube, um auch im Saal des Vereines und einer 4 m² Nähkammer Segel bauen zu können. Für meine Mutter muß es die Hölle gewesen sein. Für uns Kinder das Paradies, denn ich bin aus dem Bett förmlich ins Wasser gefallen, war ständig segeln und wie im Ferienlager täglich von Freunden umlagert.

Ca. 10 Jahre als Segelmacher nebenberuflich tätig, gründete mein Vater 1976 die Segelmacherei Gericke. Das waren Zeiten, die nicht gerade einfach waren. Er schwamm direkt gegen den Strom, denn zu der Zeit wurden die letzten privaten Betriebe verstaatlicht. Aber einfach war es ja irgendwie nie....

In der Segelmacherei am Mühlendamm wurden mit viel Mühe ständig die Räumlichkeiten erweitert und modernisiert. Ohne die Hilfe vieler Sportfreunde undenkbar.

 

Vorschiff[1]
Saal_Bootshaus[1]
Schnürboden_Mu_4[1]

1986 kam ich nach meinem Abitur und meinem NVA-Dienst in die Segelmacherei. Unter irrsinnigem Aufwand bin ich einer von zwei gelernten Segelmachern in der DDR, die sich auch so nennen durften und sozusagen ihren Ursprung im Handwerk haben. Ein Meister-lehrgang folgte mit ebenso vielen Hürden.

In diesen Jahren produzierten wir ausschließlich Segel und boten zusätzlich Tauwerk an, das von den Kunden gerne bei uns gekauft wurde.               

Gerne erinnern wir uns an die enge Zusammenarbeit mit den DDR-Sportclubs und Leistungszentren.     Viele Neuerungen, wie z.B. das OK-mini-Rigg wurden gemeinsam entwickelt.

Viele Segelsportgrößen und Erfolgstrainer haben auf unserem Schnürboden geschlafen, um gemeinsam neue Segelschnitte zu erarbeiten. Aber auch spätere Segelmacher waren immer gern gesehen und mein Vater machte kein Geheimnis aus seinem Tun.

Es gab aber auch weniger Gutes. So wurden u. a. Gericke-Segel bei Spartakiaden und Meisterschaften im Jugendbereich verboten. In einem Jahr waren die ersten 5 Gericke-Segel bei den DDR-Meisterschaften der Optimisten. Das war einigen ein Dorn im Auge. Auch die staatliche Zuteilung der Importware “Segeltuch” gestaltete sich schwierig.

Das Regattasegel ist unsere Leidenschaft und Vater hat viele sportliche Erfolge im Pirat, P-Boot und dem Seesegeln errungen. Der größte Erfolg für mich war der DDR-Meister 1982 in der OK-Jolle. Mit der Wende konnte ich an vielen Welt- und Europa- meisterschaften im OK teilnehmen, u.a. in Australien und Neuseeland.

Mitte der 90iger waren wir auf der Suche nach neuen Räumen, immer mit der Idee einer “Gläsernen Loft”.

1996 haben wir uns entschlossen eine neue Werkstatt auf dem Grundstück meiner Großeltern zu bauen. An der Stelle, wo ich heute Ösen einschlage wurde mein Vater geboren, immer ein Gedanke wert...:-)

Im Jahr 2000 konnten wir die Werkstatt feierlich eröffnen und 2001 das 25jährige Firmenjubiläum in einer neuen Loft festlich begehen.

Eure Brandenburger Segelmacher !

Rolf und Dirk Gericke

a_Mulijacke[1]
neubau[1]
Thresen Neubau [1]

Segelmacherei Rolf Gericke Tel. 03381-707474 Fax 03381-707472   e-mail senden